Was die Nieren alles leisten!

Die Organe können viel mehr als das Blut filtern

Acht Liter Blut filtern die Nieren – pro Stunde. Wie das funktioniert und was die Organe ausserdem leisten, erklärt Prof. Dickenmann.

Autor: Dr. phil. Bernhard Spring

Die Nieren üben zahlreiche Funktionen aus, von denen die Reinigung des Blutes die wichtigste ist. «Sie sorgen dafür, dass Flüssigkeit und Salze, die durch verschiedene Stoffwechselprozesse im Körper anfallen, mit dem Urin ausgeschieden werden», erklärt Prof. Dickenmann.

Experten im Multitasking

Daneben erfüllen die Nieren zahlreiche andere Aufgaben. Dazu gehört die Regulation …

  • … des Blutdrucks. Dies geschieht direkt über die Ausschüttung von Hormonen und indirekt durch die Steuerung des Wasser- und Salzhaushalts.
  • … des Säure-Basen-Gehalts im Blut. Die Nieren sorgen für den optimalen pH-Wert im Blut, eine wichtige Voraussetzung für viele Stoffwechselprozesse.
  • … der Mineralstoffe. Die Nieren beeinflussen den Haushalt von Kalium, Natrium, Phosphat und vielen anderen Spurenelementen.

So funktionieren die Nieren

Die Nieren sind rund zwölf Zentimeter lang und jeweils circa 150 Gramm schwer. Die beiden Organe befinden sich im rückwärtigen Teil des Körpers rechts und links der Wirbelsäule, etwa auf Höhe der untersten Rippen.

«Das Nierengewebe kann man sich stark vereinfacht wie eine Million Siebe vorstellen, über die das Blut strömt», erklärt Prof. Dickenmann. «Die dabei abgeschöpften flüssigen und festen Stoffe bilden den sogenannten Primärharn. Täglich produzieren die Nieren bis zu 180 Liter davon. Aus diesem Harn werden alle Stoffe, die noch benötigt werden, wieder in das Blut aufgenommen. Zurück bleibt der Sekundärharn, der in die Blase geleitet wird – gerade einmal anderthalb Liter im Durchschnitt.»

Die Nieren sind ausserdem an der Blutbildung und am Auf- und Abbau der Knochen beteiligt. «Weil sie an so vielen Prozessen im Körper massgeblich beteiligt sind, hat eine Beeinträchtigung der Nierenfunktion gravierende Folgen», so Prof. Dickenmann. Bis es so weit kommt, kann allerdings viel Zeit vergehen. «Die Nieren haben eine enorme Reserveleistung», weiss der Experte. «Erst bei einer weitreichenden Schädigung des Nierengewebes kann ihre Funktion nicht mehr aufrechterhalten werden.»

Nieren leiden leise

Die beeinträchtigten Nieren machen sich aber nur selten bemerkbar. Viel früher treten Folgeerscheinungen wie Bluthochdruck, Blutarmut oder Knochenerkrankungen auf. «Nierenleiden führen erst im Spätstadium zu Beschwerden wie Übelkeit, Juckreiz oder einer eingeschränkten Gehirnfunktion. Diese Symptome lassen aber nicht immer erkrankte Nieren als Ursache vermuten», so Prof. Dickenmann.

Um einer schleichenden Beeinträchtigung der Nieren vorzubeugen, sollten Risikopatienten die Organfunktion regelmässig überprüfen lassen. «Besonders für Diabetiker und Menschen mit Bluthochdruck empfiehlt sich ein jährlicher Check», rät Prof. Dickenmann. Aber auch bei familiär gehäuften Nierenleiden, wiederkehrenden Nierenerkrankungen oder bei der Umstellung langfristig eingenommener Medikamente sollte die Nierenfunktion engmaschig kontrolliert werden.

So kannst du deine Nieren unterstützen

Die Funktion der Nieren kann durch illegale Substanzen wie Kokain und bestimmte Medikamente beeinträchtigt werden. Ob das von dir verwendete Arzneimittel die Nieren schwächt, erfährst du in der Apotheke oder bei deinem behandelnden Arzt. Um deine Nieren zu schützen, solltest du Übergewicht, erhöhte Blutzucker- und Blutfettwerte sowie Rauchen vermeiden. Durch deine Ernährung kannst du die Nierengesundheit nicht unmittelbar beeinflussen. Allerdings führt ungesunde Kost mit viel tierischen Eiweissen, Fetten und Salz zu Arteriosklerose und Bluthochdruck, worunter die Nieren leiden.

Der Experte

Prof. Dr. med.

Michael Dickenmann

Co-Chefarzt Transplantationsimmunologie & Nephrologie Universitätsspital Basel

Co-Chefarzt Transplantationsimmunologie & Nephrologie Universitätsspital Basel

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