Lupus-Nephritis: Nierenentzündung ausgelöst durch Lupus

Regelmässige Kontrollen minimieren Komplikationen

Eine Nephritis ist eine Entzündung der Nieren, die verschiedene Ursachen haben kann, etwa Infektionen, Autoimmunerkrankungen oder Medikamente. Von der Lupus-Nephritis, einer speziellen Form, sind Patientinnen und Patienten mit systemischem Lupus erythematodes (SLE) betroffen.

Autorin: Nina Labhart

«Beim systemischen Lupus erythematodes (SLE) handelt es sich um eine Autoimmunerkrankung. Das bedeutet, dass das Immunsystem irrtümlich gesundes Gewebe und Organe angreift, einschliesslich der Nieren», erklärt Dr. med. Seeger vom Kantonsspital Baden. In der Folge kann es zu einer Entzündung der Nieren, der Lupus-Nephritis kommen. Dabei werden insbesondere die Nierenkörperchen (Glomeruli), die für die Filterfunktion der Nieren verantwortlich sind, beschädigt. Aus diesem Grund nennt man die Erkrankung auch ‹Glomerulo-Nephritis›», so der Chefarzt.

Auf Symptome achten

Schätzungen zufolge entwickeln etwa 20 bis 60 Prozent der Betroffenen von Lupus eine Lupus-Nephritis. Wie bei anderen Nierenkrankheiten verursacht die Lupus-Nephrits im Frühstadium kaum Symptome. «Allerdings kann sie sich durch einen Anstieg der Blutdruckwerte oder durch Ödeme, also Schwellungen der Unterschenkel, der Beine oder des Gesichts, äussern. Ist die Krankheit bereits fortgeschritten stellen sich Symptome wie Müdigkeit, Übelkeit, Erbrechen, Schwindel, allgemeines Unwohlsein, Appetitlosigkeit, Gewichtsabnahme, Juckreiz und Atemnot ein», zählt der Mediziner auf.

Auffällige Laborwerte sind zudem eine Proteinurie und/oder eine Hämaturie. Proteinurie bezeichnet das Vorhandensein von zu viel Eiweiss im Urin. Unter Hämaturie versteht man den Nachweis von Blut im Urin. Beide Phänomene können nur durch Labortests nachgewiesen werden.

Dr. Seeger betont, dass nicht alle Personen mit Lupus-Nephritis diese Symptome aufweisen müssen. Die Beschwerden können ausserdem leicht mit anderen Erkrankungen verwechselt werden.

Lupus-Nephritis frühzeitig erkennen

Aufgrund des höheren Risikos und der unspezifischen Beschwerden ist es für Lupus-Betroffene von grosser Bedeutung, sich regelmässig auf Krankheitszeichen untersuchen zu lassen, um eine Nierenbeteiligung rechtzeitig zu bemerken. «Eine frühzeitige Diagnose ist wichtig, da eine unbehandelte Lupus-Nephritis zu schwerwiegenden Komplikationen wie Nierenversagen führen kann», so Dr. Seeger. «Durch eine rechtzeitige Behandlung können das Risiko von irreversiblen Nierenschäden verringert und die Lebensqualität der Patientinnen und Patienten verbessert werden.»

Eine Untersuchung sollte bei der Erstdiagnose von Lupus, bei Verdacht auf eine Nierenbeteiligung, bei einem Lupus-Schub und routinemässig mindestens einmal pro Jahr erfolgen. Dafür eignen sich Urin- und Bluttests. Bei Verdacht auf Lupus-Nephritis erfolgt in der Regel immer eine Nieren-Biopsie, also die Entnahme von Gewebe aus den Nieren. Unter dem Mikroskop können so die Art und das Ausmass des Schadens bestimmt und die passende Therapie eingeleitet werden.

Behandlungsmöglichkeiten

«Die Behandlung einer Lupus-Nephritis zielt darauf ab, die Entzündung zu kontrollieren, das Fortschreiten der Nierenschäden zu verhindern und die Nierenfunktion zu erhalten», so der Arzt.

Die Therapie variiert je nach Schweregrad der Erkrankung, umfasst aber typischerweise eine Kombination aus Medikamenten. Alle Patientinnen und Patienten sollten eine medikamentöse Therapie mit Hydroxychloroquin erhalten. Zudem ist fast immer eine Behandlung mit Immunsuppressiva notwendig. Diese Medikamente unterdrücken das überaktive Immunsystem, um die Entzündung zu verringern.

«Zusätzlich werden antientzündliche Medikamente, sogenannte Glukokortikoide eingesetzt. Ebenfalls kommen Medikamente bei Bluthochdruck und erhöhter Eiweissausscheidung infrage», führt der Nephrologe aus.

Patientinnen und Patienten sollten zudem auf eine salzarme Ernährung achten, da diese den Blutdruck senkt und die Nierenbelastung verringert. Rauchen kann den Verlauf einer Lupus-Nephritis verschlechtern. Ein Rauchstopp ist deshalb essenziell.

Die Betroffenen werden regelmässig kontrolliert, um den Verlauf der Erkrankung und den Erfolg der Behandlungsmethoden zu überwachen und bei Bedarf anzupassen. «In einigen Fällen muss aus diesem Grund die Nierenbiopsie wiederholt werden», so der Experte.

Er betont, dass für die Patientinnen und Patienten von grosser Bedeutung ist, die Behandlungspläne und regelmässige Nachsorgetermine genau einzuhalten. Nur so können die bestmöglichen Ergebnisse erzielt werden.

Dank laufenden Forschungsbemühungen gibt es zudem vielversprechende neue Ansätze für die Behandlung einer Lupus-Nephritis.

Komplikationen vermeiden

Eine unbehandelte Lupus-Nephritis kann schwerwiegende Auswirkungen auf die Gesundheit haben. Unbehandelt kann sie zum Verlust der Nierenfunktion und letztendlich zu Nierenversagen führen. «Die Nieren sind dann nicht mehr in der Lage, Abfallprodukte und überschüssige Flüssigkeit aus dem Körper zu filtern, was lebensbedrohlich sein kann und eine Nierenersatztherapie wie Dialyse oder eine Nierentransplantation erforderlich macht», erklärt der Experte.

Zudem können Störungen der Nierenfunktion das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Herzinfarkt und Schlaganfall erhöhen. Die Lupus-Nephritis kann beispielsweise zu Hypertonie, also Bluthochdruck, führen. Dieser wirkt sich nicht nur negativ auf die Herz-Kreislauf-Gesundheit aus, sondern kann weitere Nierenschäden auslösen. Darüber hinaus kann es aufgrund der eingeschränkten Nierenfunktion vermehrt zu Infektionen kommen.

«Es ist daher äusserst wichtig, eine Lupus-Nephritis frühzeitig zu erkennen und angemessen zu behandeln, um das Risiko von schwerwiegenden Komplikationen zu reduzieren und die Lebensqualität der Patientinnen und Patienten zu verbessern. Regelmässige ärztliche Untersuchungen und eine enge Zusammenarbeit mit einer Rheumatologin oder einem Rheumatologen sowie einer Nephrologin oder einem Nephrologen sind entscheidend für eine wirksame Behandlung und das Management der Erkrankung», betont Dr. Seeger.

Die Langzeitprognose für Betroffene von Lupus-Nephritis hat sich in den letzten Jahren dank medizinischer Fortschritte deutlich verbessert.

 

Lupus-Nephritis in der Schwangerschaft

Lupus betrifft vor allem Frauen im gebärfähigen Alter. «Bei Frauen mit Lupus oder einer Lupus-Nephritis kann sowohl die Krankheit selbst als auch die Behandlung Einfluss auf die Schwangerschaft haben. Einige Medikamente müssen abgesetzt oder ausgetauscht werden», so der Nephrologe. Er empfiehlt Frauen mit Lupus ihren Kinderwunsch mit ihrer Ärztin oder ihrem Arzt zu besprechen, damit die medizinische Situation frühzeitig bewertet werden kann. Lupus und die Lupus-Nephritis sollten sich in einer stabilen Remission befinden, das heisst, dass die Symptome nachgelassen haben sollten.
Da Frauen mit Lupus ein erhöhtes Risiko für Schwangerschaftskomplikationen wie Präeklampsie, Frühgeburt, Fehlgeburt und Wachstumsverzögerungen des Fötus aufweisen, wird eine engmaschige medizinische Betreuung empfohlen.
Auch nach der Geburt sollte diese fortbestehen, um die Gesundheit von Mutter und Kind zu kontrollieren. Während der Stillzeit muss die Therapie von Lupus und Lupus-Nephritis ebenfalls angepasst werden, da einige schädliche Medikamente über die Muttermilch vom Säugling aufgenommen werden können.

Lupus-Nephritis vorbeugen

Obwohl es keine spezifischen Massnahmen gibt, mit denen Lupus-Betroffene einer Lupus-Nephritis vorbeugen können, existieren einige Strategien, mit denen sie ihren Gesundheitszustand verbessern und somit das Risiko für Komplikationen verringern können. Dazu zählen regelmässige Kontrolluntersuchungen und die korrekte Einnahme der verschriebenen Medikamente. Rauchstopp, eine ausgewogene Ernährung, körperliche Aktivität, ausreichend Schlaf und ein gutes Stressmanagement können dazu beitragen, das Immunsystem zu stärken und die Allgemeingesundheit zu verbessern. «Lupus-Betroffene sollten zudem auf einen starken Sonnenschutz achten, da Sonnenstrahlen Krankheitsschübe hervorrufen können», so Dr. Seeger.

Der Experte

PD Dr. med.

Harald Seeger

Chefarzt Institut für Nephrologie und Dialyse, Kantonsspital Baden

Chefarzt Institut für Nephrologie und Dialyse, Kantonsspital Baden

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