Gute Blutzuckerwerte reichen nicht!

Nierenschäden durch zu hohen Blutzucker

Nierenschäden entstehen häufig durch zu hohe Blutzuckerwerte. Die Nephrologin Dr. Cecilia Czerlau erklärt, wie Diabetiker ihr Risiko für Nierenschwäche verringern können.

Autor: Dr. phil. Bernhard Spring

Diabetes gefährdet die Gesundheit der Nieren. «Schätzungsweise 30 Prozent der Menschen mit Diabetes werden im Laufe ihres Lebens auch eine Nierenschädigung erleiden», weiss Dr. Cecilia Czerlau, Oberärztin der Nephrologie am Inselspital Bern.

So schädigt Diabetes die Nieren

Die Beeinträchtigung der Nieren entwickelt sich über lange Jahre und bleibt in ihren ersten Stadien für die Betroffenen unbemerkt. Zunächst führt der erhöhte Blutzucker zu einer verstärkten Durchblutung der Nieren. Dadurch erhöht sich ihre Aktivität und die Nieren zeigen sich in der Ultraschalluntersuchung vergrössert. Im weiteren Verlauf treten Veränderungen am Nierengewebe auf. Diese führen zu einer vermehrten Ausscheidung von Eiweissen aus dem Blut, die über den Harn ausgeleitet werden.

«Die Nierenfunktion verschlechtert sich meist sehr langsam und verursacht zunächst keine Beschwerden», so die Nephrologin. «Umso wichtiger ist es, dass Diabetiker ihre Nierenfunktion regelmässig überprüfen lassen, um eventuelle Schädigungen möglichst frühzeitig zu erkennen.»

Konkret rät die Expertin zu einem Test pro Jahr. In der Regel genügt eine einfache Untersuchung des Urins. Enthält er Eiweisse, funktionieren die Nieren nicht richtig. Ergänzend lassen sich verschiedene Abbauprodukte der Nieren im Blut nachweisen, die Schäden an den Organen anzeigen.

Blutzucker okay? Das reicht nicht

Um eine Nierenschwäche oder gar Nierenversagen zu vermeiden oder zu verzögern, sollten Diabetiker ihren Blutzucker unter Kontrolle halten. Doch Dr. Czerlau mahnt: «Gute Blutzuckerwerte reichen nicht!»

Wichtig sind ausserdem gute Cholesterinwerte und ein gesunder Blutdruck. Auch Übergewicht und Rauchen gefährden langfristig die Nieren. «All diese Faktoren sind schädlich für die Gesundheit der Organe», weiss die Expertin. «Oft treten sie leider in verschiedenen Kombinationen auf.»

Dann ist nicht nur eine ärztliche Behandlung gefragt, auch das Leben sollte in vielen Bereichen verändert werden. Der Blutzuckerwert lässt sich – je nach Typ und Schweregrad des Diabetes – mit Insulin und Medikamenten behandeln. «Je nach Nierenfunktion muss die medikamentöse Therapie individuell angepasst werden, da einige Medikamente bei schwer eingeschränkter Nierenfunktion vermehrt zu Nebenwirkungen führen können», so Dr. Czerlau.

Andere Faktoren einbeziehen

Medikamente helfen auch, den Blutdruck und den Cholesterinspiegel unter Kontrolle zu bekommen. Unabdingbar ist in beiden Fällen aber auch, sich gesund zu ernähren, sich regelmässig zu bewegen und etwaiges Übergewicht zu reduzieren. Zu den dringend angeratenen Änderungen im Lebensstil gehört auch ein absoluter Rauchstopp.

Diabetiker sollten ihre Gesundheitswerte gut dokumentieren und immer wieder ärztlich überprüfen lassen. So kann die Behandlung langfristig abgesichert und eine Verschlechterung des Gesundheitszustands vermieden werden. Wie oft ein Besuch beim Hausarzt oder Endokrinologen notwendig ist, hängt vom einzelnen Patienten ab. «Der behandelnde Arzt schlägt hier eine individuelle Lösung vor», weiss Dr. Czerlau. «Wichtig ist, dass bei dem Check nicht nur die Blutwerte ermittelt werden. Beispielsweise sollten auch die Augen kontrolliert werden, um eine diabetesbedingte Beeinträchtigung der Sehleistung möglichst frühzeitig zu erkennen. Die Nieren sollten ebenfalls nicht ausser Acht gelassen werden.»

Die Expertin

Dr. med.

Cecilia Czerlau

Oberärztin Nephrologie Inselspital Bern

Oberärztin Nephrologie Inselspital Bern

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