Die richtige Ernährung bei Nierenkrankheiten

Was auf den Teller gehört und was nicht

Die richtige Ernährung kann die Nieren schonen. Was man isst und trinkt, ist besonders für diejenigen wichtig, die bereits von einem Nierenleiden betroffen sind. Die Empfehlungen dafür sind allerdings abhängig Grad der Erkrankung.

Autor: Sabine Pirolt

Die Nieren zu schonen, um deren Funktion aufrecht zu erhalten: Das ist das Ziel der Ernährungsberatung für Patienten mit einer Nierenkrankheit. Denn mit der richtigen Ernährung und Flüssigkeitszufuhr kann die Arbeitsbelastung dieser beiden lebenswichtigen Organe verringert werden. Als Honorarprofessor leitete Michel Burnier insbesondere 16 Jahre lang die Abteilung für Nephrologie am Centre Hospitalier Universitaire Vaudois (CHUV). Er erläutert, dass die Empfehlungen je nach dem Grad der Einschränkung der Nierenfunktion der Person variieren. «Die Nieren eines gesunden Menschen filtern 100 Milliliter Blut pro Minute. Bis 60 Milliliter pro Minute gelten die gleichen Empfehlungen wie für die ‘Normalbevölkerung’: viel Obst und Gemüse, weniger Fleisch und so wenig Salz wie möglich. Der Salzkonsum sollte fünf bis sechs Gramm pro Tag nicht überschreiten», rät Prof. Burnier. Da sich Salz in vielen Lebensmitteln versteckt, empfiehlt der Nephrologe, sich den Nutri Score – das Logo für Ernährungsinformationen – anzusehen.

Der Salzstreuer auf dem Tisch

Personen, deren Filtrationsrate unter 60 Milliliter Blut pro Minute liegt, rät der Experte Burnier’s Tipp: den Salzstreuer auf den Tisch stellen. «Am besten ist es, salzfrei zu kochen und nur ein wenig Salz auf die Lebensmittel zu geben. So gelangt es sofort auf die Zunge und man hat den Eindruck, dass das Essen salzig ist», erläutert er. Da das Verstoffwechseln von Protein die Nieren belastet, sollten Nierenpatienten ebenso auf ihre Eiweisszufuhr achten. «Während in Europa 1,2 bis 1,4 Gramm Protein pro Kilogramm Körpergewicht verzehrt werden, sollten Betroffene versuchen, ihren Konsum auf 0,8 Gramm zu senken», rät Prof. Burnier. Ob pflanzliches oder tierisches Eiweiss eingenommen wird, spielt hingegen keine grosse Rolle. Prof. Burnier weisst jedoch darauf hin, dass pflanzliche Proteine einen kardiovaskulären Nutzen haben können.

Auch das Trinken spielt eine grosse Rolle für die Nierengesundheit. «Ich empfehle ausreichend zu trinken, das heisst 1,5 bis 2 Liter pro Tag. Es erforderte nämlich weniger Arbeit, Giftstoffe in einem grösseren Flüssigkeitsvolumen auszuscheiden», so der Experte.

Essen: eine Gratwanderung

Ab einer Filtrationsrate von 30 Milliliter Blut und weniger pro Minute nehmen die Einschränkungen zu. Die Fähigkeit, Kalium auszuscheiden, nimmt ab. «Zu viel Kalium im Blut kann zu Herzrhythmusstörungen führen, die tödlich enden können. Ausserdem wird das Blut sauer und der Körper sammelt Phosphat an», so Prof. Burnier. Um die Kaliumaufnahme zu reduzieren, ist es ratsam, den Genuss von Bananen, Kiwis, Zitrusfrüchte, Schokolade und Trockenfrüchte einschränken. Um die Phosphataufnahme zu reduzieren, sollte man beim Konsum von Milchprodukten, Fisch und sogar Kartoffeln aufpassen. «Mit einer schweren Nierenkrankheit ist es eine echte Herausforderung, sich gesund zu ernähren. Es besteht die Gefahr, dass es zu einer Mangelernährung kommt, weil die Patienten nicht mehr wissen, was sie essen sollen», weiss der Experte. Es ist also unmöglich, ein Nahrungsmittel zu empfehlen und zu sagen: ‘Essen Sie das, dann werden Sie geheilt.’ «Gemüse ist etwas weniger problematisch, aber gerade Tomaten und Brokkoli sind reich an Kalium. Es spricht allerdings nichts gegen Karotten,» so Prof. Burnier. Und wie sieht es mit Tee und Kaffee aus? «Wir Nephrologen geben dazu keine Empfehlungen ab. Entscheidend ist, die Getränke zu variieren, denn zwei Liter am Tag zu trinken, ist nicht immer einfach.» Hinsichtlich des Alkohols konnte Professor Burnier feststellen, dass sich die Patienten mit fortschreitender Erkrankung von selbst davon abwenden. Von der Idee, ein Ernährungstagebuch zu führen, rät der Experte ab: «Menschen mit einer Nierenkrankheit haben bereits genug Einschränkungen …»

Der Experte

Prof. em.

Michel Burnier

Centre Hospitalier Universitaire Vaudois (Universitätsspital Lausanne)

Centre Hospitalier Universitaire Vaudois (Universitätsspital Lausanne)

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