Diabetes belastet die Nieren

So schützt du dich

Unsere Nieren sind die Filter des Körpers. Rund um die Uhr reinigen sie unser Blut. Bei Diabetikern kann diese Funktion Schaden nehmen. Was hilft, trotz der Stoffwechselerkrankung keine Nierenkrankheit zu entwickeln.

Autorin: Melanie Oetting

Eine Schädigung der Nieren durch Diabetes passiert schleichend, nicht selten ganz ohne Symptome. Oft macht sich die sogenannte «diabetische Nephropathie» erst bemerkbar, wenn bereits irreversible Schäden an den Organen entstanden sind. Die Folgen sind schwerwiegend: Ein akutes Nierenversagen kann häufig nur über die Dialyse oder eine Nierentransplantation abgewendet werden.

Doch das ist vermeidbar. Denn es wäre einfach, die Nierenerkrankung früh zu diagnostizieren und somit besser zu behandeln, weiss die Chefärztin der Nephrologie am Unispital Genf, Prof. Sophie de Seigneux: «Durch einen simplen Blut- und Urintest kann die diabetische Nephropathie festgestellt werden», erklärt sie und betont, wie wichtig es ist, dass Diabetiker zu regelmässigen Kontrollen zum Arzt gehen, um rechtzeitig gegensteuern zu können.

40 bis 50 Prozent aller Diabetiker entwickeln im Laufe der Zeit eine chronische Nierenkrankheit. Sie ist nach der Amputation die zweithäufigste schwere Komplikation von Diabetes. «Besonders Diabetiker, die nicht gut eingestellt sind, und solche mit hohem Blutdruck haben ein grosses Risiko für Nierenversagen», so die Fachärztin.

Verstehen, was passiert

Die Ursache ist einfach beschrieben: Sind die Blutzuckerwerte über Jahre zu hoch, schadet das den kleinsten Blutgefässen der Nieren. Diabetes tritt häufig gemeinsam mit Bluthochdruck auf; ein weiterer Faktor, der die Gefässwände malträtiert und sie zerstören kann.

Gesunde Nieren filtern Tag für Tag 180 Liter Blut und schleusen Abfallprodukte über den Urin aus dem Körper. Bei der diabetischen Nephropathie ist die Funktion gestört, allmählich kommt es zu einer Vergiftung des Körpers. Ärzte sprechen hier von einer Urämie, einer Urinvergiftung, die lebensgefährlich ist und schnell behandelt werden muss.

Gut eingestellte Werte

Damit es gar nicht erst so weit kommt, sollte jeder Diabetiker seine Werte gut im Blick haben. «Die Kontrolle von Blutzucker, Blutdruck, Cholesterin und auch des Gewichtes beugt Nierenschäden durch Diabetes vor», weiss Dr. med. Anne Zanchi Delacrétaz, Fachärztin für Endokrinologie und Diabetologie aus Lausanne. Sind die Werte zu hoch, müssen sie unbedingt medikamentös gesenkt werden. «Ziel ist ein Blutdruck unter 130/80 mmHg. Ausserdem sollten alle Diabetiker ihre Nierenfunktion jährlich checken lassen. Besteht bereits ein Nierenschaden, engmaschiger», rät die Expertin.

Sich schützen

Den Rat eines Ernährungsberaters einzuholen, kann Diabetiker vor Folgeerkrankungen schützen. Dr. Zanchi Delacrétaz weist darauf hin, dass es solche gibt, die auf Diabetes und eine nierenfreundliche Ernährung spezialisiert sind. Daneben kann jeder Diabetiker noch mehr selbst tun, um seine Nieren zu schützen. Allem voran: Das Rauchen stoppen. Auch regelmässige Bewegung und ein gesundes Körpergewicht schützen langfristig vor Nierenversagen.

Gut zu wissen

Warnzeichen kennen

Obwohl die Nieren leise Schaden nehmen, gibt es ein paar Zeichen, die Grund zur Hellhörigkeit sind: Bei Kopfschmerzen, Juckreiz, Wassereinlagerungen, schäumendem Urin und einer Verfärbung der Haut im Ton von Milchkaffee sollte der behandelnde Arzt aufgesucht werden, damit früh therapiert werden kann. Auch Erschöpfung und Blutarmut müssen abgeklärt werden.

Verschlechterung stoppen

Diabetes früh zu erkennen und den Blutzucker und Blutdruck engmaschig zu kontrollieren, schützt die Nieren am besten. Sind bereits Schäden entstanden, können sie nicht mehr rückgängig gemacht werden. Der regelmässige Besuch beim Nephrologen ist jetzt wichtig: Über Medikamente und gut eingestellte Werte kann eine Verschlechterung aufgehalten oder sogar gestoppt werden.

Nierengesund leben

Besteht bereits eine Nierenschwäche, hilft es, viel zu trinken, um die Nieren gut zu spülen. Eine gesunde Ernährung soll vor allem Übergewicht vorbeugen – einem weiteren Risikofaktor. Lebensmittel mit hohem Phosphatgehalt wie viele Fleisch- und Wurstwaren, Fertiggerichte und Softdrinks besser ganz weglassen und Schmerzmittel nur in Absprache mit dem Arzt einnehmen.

Die Expertinnen

PD Dr. med.

Anne Zanchi Delacrétaz

Fachärztin für Endokrinologie und Diabetologie, Praxis in Lausanne

Fachärztin für Endokrinologie und Diabetologie, Praxis in Lausanne

Prof.

Sophie de Seigneux

Chefärztin der Nephrologie, Unispital Genf (HUG)

Chefärztin der Nephrologie, Unispital Genf (HUG)

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