Blutdruck nicht (nur) medikamentös regulieren

Lässt sich der Blutdruck ohne Medikamente kontrollieren?

Ein auf Dauer zu hoher Blutdruck schädigt die Organe und ist der Hauptrisikofaktor für Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Herzinfarkt oder Schlaganfall. Es ist bekannt, dass die arterielle Hypertonie, wie der hohe Blutdruck in der Fachsprache genannt wird, häufig mit den Nieren in einem gefährlichen Wechselverhältnis steht, bei dem sich beide Probleme gegenseitig verstärken. Neben einer Behandlung mit Medikamenten gibt es noch weitere Massnahmen, die den Blutdruck positiv beeinflussen können.

Autorin: Viktoria Leitz

Bestehen beim Bluthochdruck nur leichte Abweichungen von weniger als 20 Millimeter Quecksilbersäure, wird zunächst eine Anpassung des Lebensstils vorgenommen, um den Druck zu senken. Dies ist besonders bei Personen mit einem ungesunden Lebensstil erfolgsversprechend. Wer nicht nur an einer leichtgradigen Hypertonie leidet, wird den Druck sehr schnell mit Medikamenten einstellen müssen und alle anderen Massnahmen werden ergänzend empfohlen, da sie nicht ausreichen, um die Werte langfristig zu stabilisieren.

Gesunde Ernährung

Bei der Ernährung steht insbesondere ein Punkt im Fokus: Übergewicht sollte reduziert beziehungsweise ein gesundes Gewicht gehalten werden. Dies wird über ein Kaloriendefizit erreicht, also wenn weniger Kalorien konsumiert als verbrannt werden. Das bedeutet bei Personen mit Übergewicht, dass sie weniger Kalorien zu sich nehmen dürfen oder mehr Kalorien verbrennen sollten, beispielsweise über mehr Bewegung. Folgende Punkte dienen der Orientierung für eine gesunde und nierenschonende Ernährung:

 

  • Die mediterrane Ernährungsform wird häufig empfohlen: wenig (rotes) Fleisch, eher Fisch, viel Gemüse, viele Früchte. Die sogenannte DASH-Diät hat eine ähnliche Ausrichtung und wurde eigens gegen den hohen Blutdruck entwickelt als «Dietary Approach to Stop Hypertension» oder auf Deutsch «Diätetischer Ansatz zum Stopp von Hochdruck»: Auf dem Plan stehen weniger tierische Fette, dafür mehr gesunde Fette aus Nüssen und Ölsaaten. Ausserdem kommen viel Gemüse, Obst, Fisch und Vollkornprodukte auf den Teller. Milchprodukte sollten möglichst fettarm sein.
  • Der Cholesterinspiegel sollte ebenfalls immer im Auge behalten werden. Daher gilt es, Transfettsäuren, auch bekannt als gesättigte Fettsäuren, besser zu vermeiden. Diese kommen insbesondere in verarbeiteten Lebensmitteln vor.
  • Salz belastet die Nieren. Eine salzarme Ernährung enthält weniger als 5 g Salz pro Tag. Durchschnittlich nehmen Personen in der Schweiz 9 bis 12 g zu sich. Die Entwöhnung fällt leichter, wenn das Salz durch Kräuter ersetzt und für mehr Würze gesorgt wird.
  • Richtige Kalorienfallen sind Süssgetränke wie Limonaden und Softdrinks. Zuckerfreie Alternativen können zum Genuss konsumiert werden, den Durst löschen sollte man allerdings immer mit Wasser.

 

Grundsätzlich gilt: Mach dir nicht zu strenge Vorschriften und Verbote, denn die Ernährungsumstellung kann nur dann langfristig durchgehalten werden, wenn du dich nicht allzu eingeschränkt fühlst. Oben genannte Tipps sollen Leitlinien sein, von welchen Lebensmitteln man sich hauptsächlich satt essen sollte und welche als Genussmittel besser nur in Ausnahmefällen konsumiert werden. Einen guten Pocketguide für die Ernährung bietet beispielsweise die Arbeitsgruppe Lipide und Atherosklerose (AGLA).

Bewegung und Sport gegen hohen Blutdruck

Auch beim Thema Bewegung geht es darum, Übergewicht zu vermeiden oder reduzieren. Werden mehr Kalorien verbrannt, ist es leichter, ein Kaloriendefizit zu erreichen. Darüber hinaus ist körperliche Betätigung gut für den ganzen Körper und beugt zahlreichen Erkrankungen vor, selbst wenn kein Übergewicht besteht. Sport hilft ausserdem beim Stressabbau, der häufig mit hohem Blutdruck assoziiert wird.

Um etwas für die Gesundheit zu tun, muss es kein straffes Fitnessprogramm im Studio sein: Empfohlen werden mindestens 30 Minuten moderate Belastung an 5 bis 7 Tagen pro Woche, also mindestens 150 Minuten. Bei intensiveren Sportarten reichen 75 Minuten pro Woche. Wer wirklich gesund leben will, sollte diese Zahlen verdoppeln.

Am einfachsten ist es, mehr Bewegung in den Alltag zu integrieren und die Treppe statt dem Lift zu nehmen, mit dem Velo zur Arbeit zu fahren oder die Mittagspause für einen zügigen Spaziergang zu nutzen. Jede Bewegung zählt und je mehr, desto besser – eine Überbelastung ausgenommen. Wer sich mehr bewegt und weniger sitzt, tut aktiv Kreislauf und Herz etwas Gutes. Abwechslung ist der Schlüssel, langfristig dranzubleiben, damit es nicht langweilig wird und um unterschiedliche Muskelgruppen anzusprechen. Immer mal zwischen Laufen, Krafttraining, Schwimmen und weiteren Sportarten zu wechseln ist sinnvoll.

Suchtmittel als Katalysator für Erkrankungen

Um den Bluthochdruck zu stabilisieren, sollte Alkohol nicht mehr konsumiert werden oder nur in geringsten Massen, insbesondere bei schon bekannten Herzerkrankungen. Die grösste Gefahr liegt im Überkonsum.

Ganz wesentlich ist der sofortige Rauchstopp, denn die meisten Massnahmen sind unwirksam, wenn weiterhin geraucht und das kardiovaskuläre System dadurch belastet wird. Der Tabakkonsum wirkt wie ein Katalysator auf bereits bestehende Erkrankungen, treibt den Blutdruck nach oben und trägt direkt zur Verschlechterung der Nierenfunktion bei, mit der die inhalierten Schadstoffe aus dem Blut gefiltert werden müssen.

Über den hohen Blutdruck hinaus

Der Blutdruck darf nicht isoliert betrachtet werden, sondern der Patient als Ganzes. Es geht darum, alle wichtigen Werte stabil zu halten, dazu gehören auch der Blutzucker und das Cholesterin. Durch die Summe der Faktoren soll das Gesamtrisiko für Erkrankungen verringert werden.

Der Experte

Brenner_Roman

Dr. Dr. med.

Roman Brenner

Leitender Arzt Klinik für Kardiologie, Kantonsspital St. Gallen

Leitender Arzt Klinik für Kardiologie, Kantonsspital St. Gallen